Dr. Stefan Schmid verbrachte im Oktober 2011 mit seiner Familie zwei abwechslungsreiche Wochen auf Mauritius voller toller Eindrücke und Erlebnisse. Sein wunderbarer Reisebericht verdeutlicht, dass die Insel ein attratktives Reiseziel für Familien ist und sehr gut individuell entdeckt werden kann.

„Mauritius individuell mit Kindern – ein Traum!“ – Mauritius, Oktober 2012 – Reisebericht von Dr. Stefan Schmid

Wir waren in der 2. und 3. Oktoberwoche auf Mauritius, ausschließlich in wechselnden kleinen Familienhotels und haben viel unternommen. Meine Kinder sind 11 und 13. Vorab: mir tun die Menschen herzlich leid, die nach dem Flughafen in ihren teuren Hotelanlagen verschwinden, wo sie dann die nächste Zeit wie die Sardinen auf ihren gepflegten Liegestühlen zubringen. Wir haben die public beaches geliebt. Sie sind gepflegt, aber nicht über-gepflegt, es gibt öffentliche Toiletten, reizende Strandverkäufer, tolles Essen für 2 Euro, frische Kokosnüsse und Ananas, die lustigen Eiswägen und vor allem viele nette Mauritier! Ich wäre nicht freiwillig vom herrlichen, naturbelassenen Mon Choisy – Strand an einen Hotelanlagenstrand gewechselt! Geschweige denn an laute „Ortsstrände“ wie Pereybere oder Grand Baie.

Unsere Hitliste der Top-Familienstrände:

1. Mon Choisy: groß,herrlicher großer Pinienwald dahinter, Liegestühle zum Mieten, lecker Essen, kein Straßenlärm, keine Bebauung dahinter, tolles Riff mit Glasbodenboot erreichbar.

2. Blue Bay: nicht so naturnah wie Mon Choisy, aber supersympathisch und völlig verschnarcht, alles kostet 50 % weniger als im Norden, sehr beliebt bei Einhemischen, super netter Liegestuhlvermieter (100 Rupien am Tag statt 200 im Norden. Das klarste Wasser, die schönsten Farben und die mit großem Abstand schönsten Korallen der ganzen Insel.

3. Belle Mare: wir hatten zuviel Wind an dem Tag, aber wunderschön, interessanter Hinduschrein am Nordende der Bucht, prima Essensstände, ähnliche Qualitäten wie Mon Choisy.

4. Le Morne: zwei klasse public beaches, einer davon toll um Surfer zu beobachten.

5. Poste Lafayette: windig, aber sehr fotogen wegen Mangrovenbäumen und grüner Wasserfarbe.

6. Flic en Flac: Riesenstrand, aber der Ort dahinter war mir nicht sympathisch, ebensowenig wie die lederverbrannten weiblichen Frührentnerinnen, die oben ohne am public beach entlangmarschierten.

Das Wetter war sehr sehr durchwachsen, um es vorsichtig zu sagen, wahrscheinlich der schlechteste Oktober seit Jahren. Besonders an der Ostküste (Poste Lafayette, Blue Bay) war es in der zweiten Oktoberwoche so windig und düster, dass wir jeden Tag die Seite wechseln mussten. In Mon Choisy war es denn auch prima, jeden Tag. Auch der Katamarantrip musste ausfallen. Aber: letztendlich war es immer noch genug Sonne und gerade der Nordwesten bietet viele Möglichkeiten.

Unsere Hitliste, was man unternehmen sollte, vor allem mit Kindern:

1. Delfinschwimmen / Bucht von Black River: jajja ich weiss. Eigentlich sollte man das lassen. Wir hatten den perfekten Tag, 50 kleine Delfine unter Wasser, azurblaues, ruhiges Wasser. Was soll ich sagen: unvergesslich und für Kinder wahrscheinlich das Erlebnis ihres Lebens. Aber natürlich hat es was von Hetzjagd und ich habe ein schlechtes Gewissen … auch das Schnorcheln danach vor Le Morne und das Chillen auff der Ile aux Benetiers war supernett… viel besser als Ile aux Cerfs.

2. Schnorcheln in der Blue Bay: ohne Worte. Nicht am Anfang machen, denn dann ist alles was kommt, kalter Kaffee.

3. Souillac Vanille Crocodile Farm: allein wegen des riesigen Riesenschildkrötengeheges ! Das Insektarium ist Weltklasse. Das Restaurant liegt phantastisch und ist sehr ok. Insgesamt: prima.

4. Aventure de Sucre und Bois Cheri – Teeplantage: beides super organisiert und super lehrreich.

5. Gris-Gris und la roche qui pleure: toll an einem windigen Tag, prima zum Muschelsammeln.

6. Casela Bird Park: auch nett, vor allem wegen dem sehr idyllischen Streichelzoo mit Tierbabyflaschenfütterung. Aber schon etwas rummelig.

Für mich persönlich waren die Tempel und kleinen Schreine am schönsten: Grand Bassin an einem Sonntagmorgen, Triolet, der irre Tamilentempel in Grand Baie (der Hit), der Wassertempel in Poste de Flacq (toll!), die kleinen Schreine östlich von Cap Malheureux (Anse Laré) und am Belle Mare-Strand. Als Stadt fand ich nur Mahebourg nett, diese dafür aber umso mehr.

Die Enttäuschungen / Warnungen:

1. Ile aux Cerfs: sollte der Höhepunkt am Schluss werden, war aber trotz sehr sympathischer Durchführung (Barbara vom Preskil) DIE Enttäuschung: liebloses, zu kurzes Parasailing, Beaches kein bißchen besser oder schöner als anderswo, viel Müll überall, Schnorcheln lohnt nicht und vor allem: man ist halt nur am Rande eines GOLFPLATZES. Lohnt allein wegen der Speedboatfahrt von Mahebourg dorthin (tolle Landschaft, netter Fluß und Wasserfall).

2. Die Strände von Trou aux Biches, Grand Baie, Pereybere: wenn das Traumstrände sind, was ist das dann an der Ostee ? Z.t. ist es wirklich erschütternd wenig Sand, was da vor den hochgepriesenen Hotelanlagen zusammengerecht wird. Generelles Problem, fast überall: obwohl die Korallen recht nahe an der Küste sind, kann man als Schwimmer nicht rausschwimmen, da man sonst riskiert, von allen mögliches Wasserfahrzeugen, besonders aber den Speedboats (fun banana, Wasserki) über den Haufen gefahren zu werden. Dashalb muss man auch an Trou aux Biches oder Mon Choisy ein Boot nehmen, um Schnorcheln gehen zu können.

3. Trou aux Cerfs: nicht die Mühe wert, Flop.

4. Der Verkehr in den Hochlandstätten Quatre Bornes, Curepipe etc: nur mit Taxi, nie mit Mietwagen. Ich hatte die Idee, mich im Norden nur mit Taxi zu bewegen und den Mietwagen erst im Südteil der Insel zu übernehmen – ich habe diese Entscheidung nie bereut ! Wir haben eine Stunde gebraucht, um vom Trou aux Cerfs nach Casela zu schleichen.

5. Nationalpark / Wanderung im Nationalpark ab Le Petrin: nach drei Kilometern vollkommen uninteressantem Weg nach Macabee sind wir frustriert umgekehrt. Außer einem schönen Aussichtspunkt nach 2 km nichts gewesen. Grand Bassin lohnt hingegegn den Weg, und der berühmte Aussichtspunkt.

Unsere Hotels / individuellen Empfehlungen:

1. La Vielle Cheminee, Chamarel: unglaublich, paradiesische Ferien auf dem Bauernhof, mit Reitstall. Eine riesige Farm mit eigener exklusiver Wildniss (besser als im NP), wo man Tage Reiten oder Wandern kann, ohne die Farm zu verlassen. Tolle Unterkunft, tolles Essen, spektakuläre Landschaft. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältniss. Der beste Essensblick auf Mauritius: im nahegelegenen Restaurant Chamarel (teuer), mit Blick auf die Le Morne Bay und die Ile aux Benetiers. Ebenfalls toll: der Wasserfall von Chamarel. Die farbige Erde hingegen kann man sich getrost sparen. Also, Chamarel lohnt drei Tage oder mehr !

2. La Maison d’Eté, Poste Lafayette: ein wundervolles kleines Hotel, atemberaubende Meerfarben, wenn mal die See ruhig ist und das Wetter gut, gesunde Korallen mit vielen Seeigeln und Fischen, umwerfender Service, tolles Restaurant, eines der idyllischsten Hotels, die ich weltweit kenne. Immer wieder, trotz Wind.

3. La Mariposa, La Preneuse: sehr sehr einfach eingerichtet, sehr preiswert, unschlagbarer Blick vom Appartment auf Le Morne Bucht. Tolle Sonnenuntergänge. Terrasse des Appartment exakt 2 Meter vom Strand, es geht nicht besser. Tolles Frühstück mit warmen Sauerteigbrötchen. Allerdings: ohne Mietwagen nicht zu empfehlen, zu abgelegen zum Laufen, keine Taxis in der Nähe.

4. Villa Chantemer, Pointe d’Esny. Phänomenale Lage, schöne Zimmer mit Terrasse und Blick, aus zwei Gründen würde ich dort aber nicht mehr hingehen: de Strand von Pointe sd’Esny ist zwar wahrscheinlich der schönste der ganzen Insel, aber da es keine Liegestühle oder Sonnenschirme am Strand gibt, ist die Schönheit irgendwie schwer „nutzbar“. Keinerlei Restaurants in Laufentfernung. Das größte Problem ist aber die sehr kapriziöse Madam, der das Haus gehört und die einem erstmal mit einer Latte von Verhaltenseregeln begrüßt. Nicht kindergeeignet.  Ich würde im Nachhinein eher ins Chanteauvent direkt an der Blue Bay gehen (Liegestühle, Restaurant um die Ecke etc.).

Wer Wildniss sucht, wird die höchstens in Ansätzen in den Bergen und im Süden finden. Wer riesige, breite, schneeweisse Traumstrände mit Puderzuckersand sucht und z.B Südthailand, Karibik, Malediven, Philipinen etc. kennt, wird möglicherweise enttäuscht. Genauso wie Taucher, die sonst im Roten Meer tauchen. Wer aber ein sehr spannendes, abwechslungsreiches, sympatisches, kulturell sehr interessantes Land sucht – fast eine Art „Indien light“ – , in dem man einfach einen herrlichen Urlaub zu angemessenen Preisen verbringen kann, ohne sich um Hygiene, Krankheiten und Giftschlangen den Kopf zerbrechen zu müssen, der ist hier mit Kindern absolut richtig.

WIR LIEBEN MAURITIUS.

Wir sind wild entschlossen, nächstes Jahr wiederzukommen und dem Oktober nochmal eine Chance zu geben! Ach ja: Flug mit Air Mauritius ist vollkommen ok, nichts Besonderes, mieses Filmprogramm.