Die beiden staatlichen Hochschulen von Mauritius genießen international nicht gerade den besten Ruf. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern: Die mauritische Regierung will mehr Einheimische studieren lassen und auch mehr internationale Studierende anlocken, weiß Antje Allroggen zu berichten. Bis 2020 erwartet man 100.000 ausländische Gäste auf der Insel.
Auslandssemester auf Mauritius
Inselstaat wirbt um internationale Studierende
Von Antje Allroggen
Erst seit 1965, drei Jahre vor der Unabhängigkeit der Insel, gibt es auf Mauritius eine Hochschule. Erst 35 Jahre später folgte auf die University of Mauritius die zweite staatliche Uni, die University of Technology. Internationale Studierende gab es so gut wie keine. Von einer Hochschullandschaft, die auch vom afrikanischen oder gar europäischen Festland aus wahrgenommen wurde, konnte also wirklich nicht die Rede sein.
Erst seit kurzem gibt es konkrete Pläne seitens der Regierung, den tertiären Sektor, den Hochschulsektor, auszubauen. Die ersten Baustellen sind bereits auf der Insel zu sehen, hier sollen neue Campus-Gebäude entstehen. Damit will man mehr Einheimischen ein Studium im eigenen Land ermöglichen und auch mehr internationale Studierende auf die Insel locken, erklärt Shabeela Kalla. Sie hat auf Mauritius studiert und hat auf der Insel eine Agentur gegründet, die den internationalen Austausch mit Studierenden vorantreibt.
„Mauritius ist ein interessanter Standort geworden. In Afrika entwickelt sich die Insel zu einem nachgefragten Ort mit einem guten Bildungsangebot. Wir haben auch ein neues Ministerium. Sein Ziel ist es, Mauritius‘ tertiären Sektor auszubauen, und das auf hohem Niveau.“
Noch immer befinden sich allerdings nur wenige internationale Studierende auf Mauritius. Zumindest wenige, die aus Europa hierher kommen. Jenny Meinert ist eine von ihnen. Bis Ende Dezember studiert sie „Tourism, pleasure and recreation“ an der University of Mauritius.
„Wir sind acht Weiße. Wir sind schon am Anfang sehr aufgefallen. Wenn man in der Pause ein Brot gegessen hat, wurde man von allen Seiten angeguckt, das ist klar.“
Auch Gwendolyn Simon studiert derzeit Tourismus auf Mauritius. Wie auch Jenny ist sie aus Bremen auf die ehemalige Ile de France gekommen. In Deutschland studiert sie angewandte Freizeitwissenschaften im fünften Semester.
„Ich hatte die Intention, in ein Land zu gehen, wo man auf Englisch unterrichtet wird, wo sich dann hier herausstellte, dass viele Professoren doch gerne ins Französische switchen, gerade wenn es um Beispiele geht oder Interaktion mit ihren Studenten. Aber generell ist die Uni auf Englisch. Das war natürlich gut. Dann natürlich mal raus aus Europa, Australien ist super teuer, Amerika, Kanada eigentlich unbezahlbar. Dann haben wir natürlich Fotos gesehen von den Studenten, die hier vorher waren, und dann war eigentlich die Entscheidung klar.“
Für ein Semester zahlt Gwendolyn etwa 1500 Euro. Das Niveau der Vorlesungen und Seminare sei durchaus mit dem deutschen Angebot vergleichbar, meinen die deutschen Studentinnen. Gewöhnungsbedürftig hingegen sei eine zuweilen chaotische Organisation und der autoritäre Ton zwischen Lehrenden und Studierenden:
„Ich kann das nur mit dem deutschen Vergleich sehen, und das sind himmelweite Unterschiede, weil da der gegenseitige Respekt Professor-Student ein ganz anderer ist, das hat uns am Anfang hier schon etwas schockiert. Man muss sich schon an alles sehr halten, man hat das Gefühl, man darf zu nichts etwas sagen, den Mund auf machen, dem Professor mal Kontra geben.“
Die Bremer Universität möchte den akademischen Austausch mit Mauritius dennoch weiter ausbauen. Unter anderem ist für die kommenden Jahre ein Masterstudiengang zum Thema Abfallwirtschaft geplant, der an der University of Mauritius angeboten werden soll. Auch andere Fächer wie Grafikdesign an der University of Technology, der anderen staatlichen Uni, Informatik, politische Wissenschaften oder auch Human Ressource Management könnten für ausländische Studierende durchaus interessant sein, meint Shabeela Kalla.
In den kommenden Jahren will die mauritische Regierung die Aufenthaltsgenehmigungsverfahren für internationale Studierende vereinfachen und neue Unterkünfte schaffen. Eine weltweite Marketing-Offensive soll die besseren Studienbedingungen bewerben.
Viele Universitäten aus dem Ausland glauben an die Strategie. Eine englische, mehrere südafrikanische und indische Universitäten sind auf Mauritius bereits mit Zweigstellen, sogenannten Off-Campus-Einrichtungen, vertreten. Ob das Studienangebot damit nicht nur afrikanischen, sondern auch europäischen Maßstäben gerecht wird, muss sich erst noch zeigen. Gwendolyn und Jenny waren mit ihrem Semester auf Mauritius jedenfalls nur eingeschränkt zufrieden.
Über die Autorin:
Antje Allroggen hat an den Universitäten Bonn und Nancy (Frankreich) Kunstgeschichte, Philosophie und Komparatistik studiert. Seit dem Jahr 2000 arbeitet sie als Kultur– und Reisejournalistin für diverse ARD-Hörfunkanstalten, vor allem für den Deutschlandfunk. Journalistische Stipendien führten sie unter anderem nach Marokko und an die Duke University in North Carolina / USA. Mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern (zwei und acht Jahre) lebt sie für ein Jahr in Grand Baie/ Mauritius.
Vielen Dank an Frau Allroggen und den Deutschlandfunk, die uns erlauben, die großartigen Geschichten und Beiträge für unsere Leser zu veröffentlichen!