Maren Kadam hat auf Mauritius ihr Herz verloren – an ihre Familie und den Apfelstrudel. Mit dem „Café Müller“ führt sie ein charmantes und sympathisches kleines Café und hat damit eine Oase der Entspannung für Touristen und Einheimische geschaffen. Wir haben Sie zu Käsekuchen, Latte Macchiato und Ihrem Lebensgefühl auf der Insel befragt.

Der Kaffee-Kuchen-Moment – Interview mit Maren Kadam, Inhaberin des „Café Müller“


1. Wie ist es dazu gekommen, das Sie auf Mauritius leben und seit wann sind Sie hier?

1989 hatte mich mein damaliger Arbeitgeben, der Club Med, als Leiterin des Ausflugsbüros für das Clubdorf nach Mauritius geschickt. Ich musste mich also mit Land und Leuten hier beschäftigen und habe dabei mein Herz hier verloren. Mein späterer Mann war übrigens mein Arbeitskollege – er ist Mauritianer.

2. Was machen Sie jetzt hier?

Im Club Med habe ich aufgehört zu Arbeiten, als ich schwanger war, blieb aber weiterhin als Fremdenführerin tätig. Meine Hauptbeschäftigung ist jetzt mein Kaffeehaus, das Café Müller.

3. Wie lange gibt es das Café schon und wie sind sie auf die Idee gekommen?

Ich habe es im November 2003 eröffnet. Mein Mann und ich hatten nachmittags schon immer unseren deutschen „Kaffe – Kuchen – Moment“ , der fast nur zu Hause stattfand, da es hier keine Kaffeehäuser gibt. Die Entdeckung einer Marktlücke!
Dann kam noch hinzu, das wegen der Schulreformfinanzierung die Mehrwertsteuer um 5% erhöht werden sollte, und da wir unser Haus aufstocken wollten, mussten wir es noch vor der Steueranhebung tun. Und beim Umbau haben wir gleich das Kaffeehaus mit ausgebaut.

4. Was haben Sie für Gäste?

Die sind gemischt. Ich habe meine mauritianische Stammkundschaft vorwiegend zum Mittagessen und dann die Laufkundschaft, wobei der Großteil aus deutschen Touristen besteht. Ich kann also täglich meine Muttersprache praktizieren.

5. Was bieten Sie Besonderes an?

Eigentlich wollte ich mich auf Kuchen und Rezepte aus Deutschland spezialisieren,
aber ich musste auch das Angebot an Zutaten berücksichtigen, das preislich ganz anders gelagert ist , als in Deutschland. Da gibt es eben keine Erdbeertorte und keinen Mohnkuchen. Quark bei einem Kilo Preis von 7-8 € ist auch Luxus. Aber Apfelstrudel läuft sehr gut und auch mein Kokosblechkuchen. Als herzhaften Snack, biete ich frische Salate an und Sandwich aus selbstgebackenen Brot. Ab und zu gibt es auch mal Kartoffelpuffer oder Soljanka (aus meiner ostdeutschen Vergangenheit).

Wir bereiten hier alles selbst , frisch und mit vielen Kräutern zu. An Getränke sind natürlich Kaffee und Tee ein muss, aber auch Eistee , Milchshakes und frische Säfte biete ich an. Abgesehen davon haben wir einen angenehmen Ort geschaffen, an dem die Gäste sich einfach wohlfühlen können. Mein Mann ist der Hobbygärtner mit Erfolg. Ich sammle Bücher und biete meinen Gästen eine Leih – und Tauschbibliothek an. Damit die Kinder sich wohlfühlen (und die Eltern in Ruhe den Kaffee genießen können ) haben wir neben Kinderspielzeug , auch ein Häschen zum Streicheln und die wohl in Grand Baie meist fotografierte Katze „Mizie Müller“.

6. Was wird am häufigsten bestellt und wie ist die Preislage?

Meine Salate, besonders der Croûtonsalat wird oft bestellt und auch die Sandwich sind begehrt. Beim Kuchen ist der Apfelstrudel der Renner, den bekommt man sonst hier nirgends. Beim Kaffee ist der Latte Macchiato und der Cappuccino ganz vorne.
Ersteres sortiert gleich die deutsche Gäste heraus, dass ist wohl derzeit das Modegetränk in Deutschland. Ach ja , und er Eiskaffee wird geliebt und der Absatz von frisch zubereiteter Zitronade zeigt, dass die Kaffeehausklientel auf Vitamine steht.

Ein Kaffeegetränk liegt zwischen 1 – 1,50 € und ein Mittagssalat kostet unter 3 €.

7. Haben Sie sich auf Mauritius gut eingelebt?

Eingelebt habe ich mich sehr gut. Ich bin auch in eine sehr liebe Familie aufgenommen worden, die mich mit meinem europäischen Lebensstil voll akzeptiert.
Mit meinem Mann, der auch vom jahrelangen „durch-die-Welt-reisen“ geprägt ist, verbinden mich die gleichen Interessen, so dass wir uns gut austauschen können.
Wir haben uns unser gemeinsames Wohlfühlnest gebaut und unsere Kinder wachsen glücklich auf, was will man mehr?

Selbst meine Eltern lieben Mauritius wie ihre zweite Heimat und verbringen einige Monate im Jahr hier.

8. Welche Unterschiede sehen sie im Leben hier zu Deutschland?

Dadurch, das ich erst ein Jahr hier auf der Insel gearbeitet habe und mich dann erst zum Bleiben entschieden habe, zeigt , dass ich es mir gut überlegt habe. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Andere, die sich als Tourist hier verlieben, haben vielleicht ganz andere Probleme.

Aber Unterschiede zu Deutschland gibt es schon. Als eine zu Pünktlichkeit erzogene Deutsche, verzweifel ich hier bisweilen. In die Verlässlichkeit der Mauritianer sollte man nicht zu große Erwartungen setzen. Aber man gibt sich ja Mühe bei der Anpassung.

9. Wann waren Sie das letzte Mal in Deutschland?

Letztes Jahr, weil meine Oma Geburtstag hatte und die Flüge noch günstiger waren.
Eigentlich sind alle 2 Jahre Heimaturlaub geplant, aber meine Familie kommt ja auch oft zu uns. Leider werden Flüge nicht billiger und ein mauritianisches Durchschnittsgehalt zwingt zu monatelangen sparen für einen Flug.

10. Was wünschen Sie Mauritius für die Zukunft?

Das Beste natürlich! Verglichen mit anderen afrikanischen Ländern, hat sich Mauritius schon einen guten Namen als modernes Land gemacht. Ich hoffe, dass die heranwachsende Generation eine moderne und auch ökologisch vertretbare Einstellung bekommt, denn umweltmäßig haben die Mauritianer noch einiges zu lernen. Man muss sich nur mal öffentliche Strände nach einem mauritianischen Familienwochende ansehen…

Vielen Dank für das Interview

Das „Café Müller“ finden Sie in der Royal Road – Grand Baie ca. 300 m hinter dem Tamiltempel in Richtung Grand Baie Zentrum, auf der rechten Seite. Es hat Montag – Samstag von 11.00 – 17.30 Uhr geöffnet und freut sich auf Ihren Besuch!
Tel.: 263 52 30