Leider wissen wir nicht, von wem dieser ausführliche Reisebericht aus dem Jahre 2000 ist, doch er gewährt uns einen informativen Einblick in die damalige Reise.
Ein Land ohne Leid-Kultur
18.10.2000, Abreise Flughafen Münster
Am Flughafen stellen wir etwas erstaunt fest, dass der Flug von Münster nach Paris via Dortmund geht. Das wäre für uns von Lippstadt deutlich näher gewesen.
Der 15minütige Flug von Münster nach Dortmund entschädigt uns aber vollständig. In ca. 1000 m Höhe fliegen wir über das Münsterland, erkennen jeden Bauernhof, sehen Flussläufe, Feldverläufe. Heimatkunde pur. Ausser uns im Flieger noch einige Buisenessleute, die hastig in ihren Unterlagen für den nächsten Gesprächstermin blättern. Wir essen langsam unser leckeres Käsebrötchen, das uns Eurowings serviert hat. Am Flughafen Dortmund tut sich nicht viel und ab geht´s in 70 Minuten nach Paris.
Nach 4 Stunden Wartezeit steigen wir um 23:00 Uhr in den grossen Air France Flieger. Ich ahne schon beim Einstieg, was sich später leider bestätigt. Total bockloses bzw. muffeliges Personal. Also, im Ernst, Note mangelhaft. Das Abendessen ist OK. Aber auch hier: Essen hingeknallt. Keine Extra Nachfrage nach Getränken. Das Frühstück ist was für Kleinkinder. Ein Minibrötchen , etwas Butter und Käse. Der Sitzkomfort im Flieger ist wohl europäischer Durchschnitt. Und zum Schluss. Nicht eine Info zum Flug aus dem Cockpit. Hab ich wirklich noch nicht erlebt. Also, Fazit Air France: Billig, klar, sonst hätten wir nicht gebucht, aber der Rest ganz hart an der Grenze zum zukünftigen Boykott.
Das es in jeder Hinsicht besser und professioneller sein kann beweist Air Mauritius eindrucksvoll auf dem Rückflug. Sitzkomfort, Service, Verpflegung und vor allem super freundliches und professionelles Personal. Note sehr gut.
19.10.2000: Ankunft Flughafen Mauritius/Transfer in den Süden:
Etwas übernächtigt, aber pünktlich landen wir nach gut 10 Stunden und einem sehr ruhigen Flug in Plaisance. Es ist 23 Grad, windig, bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Der Transfer klappt tadellos, der Busfahrer ist ausgesprochen freundlich. Ausser uns sitzen in dem Bus nur noch zwei weitere Touris, die in den touristisch „völlig unterentwickelten“ Süden der Insel wollen.
Unser erster Eindruck in den Dörfern , die wir passieren, ist bunt. Menschen unterschiedlichster Hautfarbe, Hindutempel, Kirchen, Menschen in schmucken Gewändern. An den Bergen im Süden hängen dicke Wolken, aber als wir nach gut 45 Minuten an der Anlage ankommen scheint planmässig die Sonne.
Wir erkennen nette Bungalows direkt am Meer, tolle Lage. Um uns herum ist nichts. Keine Infrastruktur, Schotterpiste, wir sind goldrichtig.
„Guten Tag“, hatten Sie einen guten Flug, herzlich willkommen auf Mauritius“. Der Mann an der Rezeption, ein Einheimischer, spricht tadellos Deutsch, und nicht nur ein paar Brocken. “ Ah, da sind ja unsere neuen Gäste“, hören wir es jetzt aus einer anderen Ecke, denn die Direktorin der Anlage ist nun auch da. Auch Sie spricht einwandfrei Deutsch, ist aber eine Einheimische. Damit hatten wir nicht gerechnet.
Wir bekommen kurz und kompetent alle nötigen Infos und einen Begrüssungsdrink. Wir sind begeistert. Auch die Bungalows sind absolut OK. Geräumig, sauber, zweckmässig, kein Luxus. Wir sind direkt am Meer. Super.
Jetzt schnell einen kurzen Spaziergang am Meer, denn dunkle Wolken kündigen Regen an. In der Tat werden wir auch prompt nass. Bei der angenehmen Wärme draussen, no problem. Anschliessend ein kurzer Sprung in den Pool und dann ist schon Zeit für die erste „Happy Hour“. Pina Colada an der Hotelbar draussen, mit genialem Blick aufs Meer, ca. 10 DM, lecker. Wir werden die nächsten 14 Tage auf dieses Ritual täglich nicht mehr verzichten. Auch das Abendessen ist klasse. Anschliessend noch ein Bier und ab ins Bett, ausschlafen.
20.10.2000: Spaziergang nach Surinam, Souillac, Gris-Gris, Le Roche qui Pleure und Rochester-Falls
Beim Wachwerden hören wir mehrere verdächtige Geräusche. Das eine ist das wunderschöne Meeresrauschen, aber irgendwas prasselt noch fürchterlich auf unser Häuschen. Sollte es etwa…? Tür auf. Es schüttet wie aus Eimern. Der Himmel total bewölkt, aber es ist angenehm warm, so ca. 22 Grad.
Wir nehmen die Kampfansage an. Nach dem ausgezeichneten Frühstücksbuffet werden die Regenklamotten aus dem Koffer geholt (clevere Entscheidung) und ab gehts.
Die hauseigenen Taxifahrer vorm Hotel trauen ihren Augen nicht. Touris, mit Regenklamotten, unterwegs zu einer Wanderung. „No Problem“, rufe ich dem Taximann zu, „in Germany its raining all the time“. Der Mann ruft belustigt zurück: „I think, you are waterproofed“. Mein lieber Scholli.
Als wir losmarschieren schauert es zwischendurch gewaltig und auf der Schotterpiste knallen die LKW`s, mit Zuckerrohr beladen, das Regenwasser meterhoch durch die Luft. Wir laufen aber völlig unbeeindruckt weiter. Sehen am Wegesrand Webervögel , die in luftiger Höhe ihre spektakulär hängenden Nester bauen. Wir passieren die kleinen Weiler Pomponette und Riambel, ohne dass es aufhört zu regnen. Über Surinam erreichen wir schliesslich nach knapp 2 Stunden Souillac. Ein Ort ohne grosse Höhepunkte, aber dafür mit einem riesigen Busbahnhof. Ordentlich uniformierte Mauritius Kids schlagen sich hier, wie wir früher auch, beim Einsteigen um die begehrten Sitzplätze in dem reichlich klapprigen Bus.
Am Busbahnhof vorbei geht es nun Richtung Küste zum südlichsten Punkt auf Mauritius, den Klippen von Gris-Gris. Der Regen hört auf und bald erreichen wir den ersten „Viewpoint“ unserer Reise. In der Tat: In einem Reiseführer schrieb jemand was von schottischen Highlands, als er die spektakulären Klippen von Gris-Gris beschrieb. Wir kennen zwar die schottischen Highlands nicht, aber es könnte schon so sein. Die schroffen Klippen, der heftige Wind. Wir müssen kurz überlegen, ob wir tatsächlich auf einer tropischen Insel im Indischen Ozean gelandet sind. Bei dem Wetter sind wir fast allein dort, nur ein paar einheimische Familien trauen sich noch vor die Tür. Unweit von Gris-Gris der „heulende Felsen“ Roche qui Pleure. Ein Felsvorsprung im Meer, der nach dem Ablaufen der Wellen das Wasser langsam freigibt und zu weinen scheint.
Auf dem Rückweg biegen wir hinter Souillac rechts ab zu den Rochester Falls. In einigen Reisebüchern lesen wir was von “ schwer zu finden“ o.ä. Alles quatsch. Entlang von Zuckerrohrfeldern erreicht man die Wasserfälle bestens ausgeschildert nach gut einer Stunde. „Hello“, werden wir unweit der Wasserfälle bereits freudig erwartet. „Im your guide to the Falls“. Ein junger Mann und drei Kumpels warten hier auf Touris, um sich einige Rupien zu verdienen. Die Hauptattraktion unseres Guides besteht aber tatsächlich im Brechen einer Zuckerrohrpflanze, aus der wir den süssen Saft trinken können. Direkt an den wirklich beeindruckenden Wasserfällen versucht der gute Mann uns noch ein Photo zu vermitteln, denn oben auf den Felsen warten weitere „Rupieninteressierte“ junge Männer darauf, gegen entsprechendes Entgelt die 10 Meter in die Tiefe zu springen. Das lehnen wir aber dankend ab. Stattdessen entlassen wir unseren Guide mit einer „freiwilligen Spende“ von 40 Rupien. Es ist Nachmittag geworden. Es regnet zwar nicht mehr, aber allmählich spüren wir unsere Beine. Zum Glück nehmen uns vorbeirauschende junge Briten in ihrem Jeep einige Kilometer Richtung Hotel mit zurück. Nach gut 22 km , ca. 7-stündigem Fussmarsch kommen wir in unserer Anlage an. Pina Colada, schmackhaftes kreolisches Essen. Der Tag war anstrengend. Wir schlafen fest.
21.10.2000: Hauptstadt Port Louis
Von Villas Pointe aux Roches ist es gar nicht so einfach, auf eigene Faust in die Hauptstadt Port Louis zu kommen.
Wir machen uns morgens um 8:15 Uhr auf den Fussweg in das knapp 3 km entfernte Rivière de Galets , von wo um 09:00 Uhr ein Linienbus in die Hauptstadt fährt. Ganze 17 Rupien will der Schaffner für die ca. 50 km haben, dass sind ca. 1,50 DM für gut 90 Minuten Busfahrt. Ziemlich billig, dafür sind die Busse aber auch reichlich klapprig und hin und wieder müssen Sie auch angeschoben werden.
Beim Busfahren erlebt man dann beim Ein- und Aussteigen besonders deutlich die wundervolle Vielfalt der Menschen auf Mauritius. Frauen mit starkem indischen Einschlag in prachtvolle Gewänder verhüllt. Meistens mehrere bildhübsche Kinder im Schlepptau. Ausserdem strenggläubige Moslems oder total europäisierte Kids kreolischer Herkunft.
Das Wetter ist auch heute noch bedeckt und auf der Fahrt ins Hochland kommt erwartungsgemäss auch noch starker Regen hinzu. Je mehr wir uns aber Port Louis nähern, umso mehr hellt es sich auf und in der Hauptstadt angekommen, scheint schliesslich den ganzen Tag die Sonne bei ca. 24 Grad. Um diese Jahreszeit nicht ganz unüblich, dass der Norden wettermässig immer etwas besser dasteht, wie man uns versichert.
Es ist Samstag und damit zentraler Markttag in Port Louis. Wir wühlen uns durch Tausende von fliegenden Händlern und erreichen schliesslich die zentralen Markthallen (Marche central), in denen das pralle Leben tobt. Obst, Gemüse, Gewürze, Fische, Hähnchen, halbe Schweine, alles im Überfluss vorhanden, zu sehr günstigen Preisen. Nach gut 1,5 Stunden verlassen wir das Gewimmel und stehen im Quartier Chinois, dem Chinesenviertel der Stadt. Unzählige kleine Läden und Werkstätten in alten, schiefen kleinen Häuschen. Ein Chinese winkt uns heran und führt uns in eine chinesische Pagode. Der Tempel wird von den chinesischen Bewohnern des Viertels quasi als Begegnungszentrum genutzt. Der freundliche Herr erzählt uns noch etwas in Englisch über die Geschichte der Chinesen auf Mauritius und über einige Details zu den einzelnen dort lebenden Clans. Ein sehr interessanter Vortrag, den wir hier kostenlos und völlig unvermittelt erhalten.
Wir verlassen das Viertel und begeben uns per Taxi in eine ganz andere Welt, in das moderne Mauritius, in das relativ neue Einkaufszentrum „Caudan Waterfront“.
Obwohl wir wahrlich keine „Shopper“ sind, beeindruckt der Laden. Architektonisch wunderschön gestaltet, bietet das Zentrum auf mehreren Ebenen alles an Gütern, was dem betuchten Mauritianer und den vielen noch betuchteren Touris das Leben verschönert. Exklusive Klamotten, wunderschöne Stoffe, Deko usw. Wir halten uns aber zurück und beschränken uns mittags nun auf den Verzehr von Bananen und Ananas, die wir vorher auf dem Markt billig erworben hatten.
Nach einer kleinen Pause machen wir uns nun auf zu der Attraktion in Port Louis, dem Champs de Mars, der zweitältesten Pferderennbahn der Welt. Jeden Samstag Nachmittag im Winterhalbjahr trifft sich hier jung und alt zu einem echten gesellschaftlichen Ereignis. Neben dem sportlichen Wettkampf lockt der Gewinn von etlichen Rupien jeweils etwa 20.000 Menschen ebenso hierhin, wie die Freude darauf, viele Freunde zu treffen und ausgiebig Picknick zu machen. So ist die Stimmung hier ausgelassen und fröhlich und das macht einen Besuch hier u.E. nahezu zu einer Pflichtveranstaltung für einen echten Touri. Sicher, da wo viele Menschen sich knubbeln, sind immer auch Taschendiebe unterwegs, ganz besonders erhöhte Vorsichtsmassnahmen sind u.E. allerdings übertrieben. Man sollte auf der Hut sein.
Nach mehr als sechs Stunden Gewühl und ziemlich arg brennender Sonne erreichen wir nach 1,5 Stunden Busfahrt ziemlich fertig unsere Anlage. Es gibt Barbecue. Anschliessend brilliert eine einheimische Grossfamilie mit einer Sega Einlage. Auch wir „rappen“ etwas mit, fallen anschliessend aber todmüde ins Bett.
22.10.2000: Baie du Cap, Ilot de Morne
Eigentlich war heute der 1. Ruhe- bzw. Strandtag am Hotel angesagt. Aber nach wie vor ist es doch sehr bewölkt, wenn auch weiterhin um die 23 Grad warm. Also, schmeissen wir unsere Planungen kurzerhand um und setzen unsere “ Inselerkundung“ fort.
Von Rivière de Galets aus fahren wir wie gewohnt mit dem Bus über Bel Ombre Richtung Westküste in das 15 km entfernte Baie de Cap. Von Minute zu Minute nähert sich die Landschaft draussen dem Mauritius Postkartenschema. Keine schroffen Klippen mehr, dafür flacher Sandstrand, türkisblaues Wasser. Passend dazu ändert sich auch das Wetter schlagartig. Die Wolken lösen sich auf und die Sonne strahlt .
In Baie du Cap kommen wir mitten in die sonntägliche Familienidylle. Picknick mit Kind und Kegel am herrlichen Ortsstrand. Ein Frisör bedient in einer maroden Wellblechhütte seine Kundschaft.
Da wir uns nun der Westküste schon sehr weit genähert haben, wollen wir jetzt auch weiter zur Halbinsel Le Morne. Bald sehen wir den 250 m hohen Tafelberg Le Morne Brabant, der die Mitte der Halbinsel Ilot de Morne bildet. Wir verlassen den Bus noch auf der B9 und machen uns die letzten drei Kilometer zu Fuss auf den Weg. Dann wird´s nobel. Rechte Hand taucht erst das Meer auf, davor die prächtige Golf Anlage des Paradise Hotel. Wir marschieren weiter und gelangen nach weiteren 1,5 km an den öffentlichen Strand. Von weitem hören wir die lustige Musik des Eiswagens, der uns davon kündet, dass hier zahlreiche Familien mit Kindern unterwegs sind. Und richtig. Erneut kommen wir mitten in die sonntägliche Familienszenerie. Am herrlich weissen Sandstrand tummeln sich neben Einheimischen auch vereinzelte Touris. Auch wir machen eine kurze Rast und geniessen Meer und Sonne. Am frühen Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg zum Hotel. Schliesslich erwarten wir auch dort jetzt gutes Schwimm- bzw. Schnorchelwetter. Pünktlich zur Ankunft in der Anlage ist der Himmel jedoch wieder bewölkt und es fängt sogar an zu regnen. Nicht mit uns. Die Badesachen raus und ab ins Meer. Das Personal beäugt uns mit etwas mitleidigem Blick. Das Wasser ist nicht ganz so warm wie in Le Morne, aber trotzdem angenehm. Beim Schnorcheln tauchen scharenweise gelbe und schwarze (BVB) Fische auf. Blau-weisse (Schalker) sehen wir leider nicht.
23.10.2000: Troux aux Biches, Grand Baie, Cap Malheureux, Pampelmousses Garden
Wir wollen in den Norden. Mit dem öffentlichen Bus dauert das nun doch zu lang und so chartern wir einen unserer hauseigenen Taxichauffeure namens Rajendra zum Tagespreis von 1200 Rupien, also gut 110 DM. Eine Investition, die sich lohnt, denn Rajendra spricht zwar nicht besonders englisch und nur einige Brocken Deutsch, aber er ist sehr zuvorkommend, hält an den wichtigen Stellen und überall dort, wo er vermutet, dass es uns z.B. photographisch interessieren könnte oder wo wir um einen „Stopp“ bitten. Wir fahren also über Port Louis Richtung Küste. Das Toyota Taxi ist komfortabel und bequem. An den schönen Stränden von Point aux Piments und Trou aux Biches machen wir kurze Photostopps. Das Wetter ist sehr schön, der Wind weht mässig.
In Triolet führt uns Rajendra zum Mahesvarnath Tempel, der grössten hinduistischen Tempelanlage auf Mauritius. Nach dem wir unsere Schuhe ausgezogen haben, zeigt uns ein Guide die Heiligstätten und erklärt auf Englisch auch das nötigste. Es riecht stark bis penetrant nach Weihrauch, aber das ist in allen Tempeln so, die wir auf unserer Reise kennenlernen. Drinnen bringen gläubige Hindus den unterschiedlichen Göttern Opfergaben in Form von Obst, Gemüse etc. Echt beeindruckend unser erster Besuch in einem Hindutempel. Wir verlassen Triolet und kommen kurze Zeit später nach Mont Choisy, einem der beliebtesten Strände der Insel. Hier sind auch aufgrund der Windverhältnisse beste Möglichkeiten zum Windsurfen, Segeln und Wasserski.
Mittags erreichen wir Grand Baie, angeblich das St. Tropez von Mauritius. Gut, wir kennen St. Tropez nicht, aber Grand Baie ist eine der wenigen echten Enttäuschungen auf der Insel. Ein kleiner, mit Touris vollgestopfter Ort, teure Restaurants und jede Menge Leute, die so tun, als wenn sie Kohle hätten. Es ist warm. Ich bestelle ein 0,3 Bier und Pommes. 13 Mark. Mahlzeit. Nach 60 Minuten Mittagspause sind wir raus aus der Stadt. Eigentlich reine Zeitverschwendung. Den Rest des Nordens mit Cap Malheureux und Grand Gaube kann man sich im Grunde auch schenken. Lediglich der Blick auf die zahlreichen hier vorgelagerten Inseln ist bei schönem Wetter durchaus reizvoll.
Wir steuern unser letztes Ziel für heute an, den Botanischen Garten von Pampelmousses. Hier muss man in der Tat gewesen sein. Ein 93 ha grosses Gelände mit herrlichen Pflanzen, gewaltigen, z. Teil uralten Bäumen mit unvorstellbar grossem Wurzelwerk. Als Dreingabe gibt’s hier u. a. noch ein paar Riesenschildkröten zu sehen. Ein wirklich lohnenswerter 90- minütiger Spaziergang. Botaniker oder besonders Interessierte können sich hier problemlos auch die doppelte Zeit aufhalten. Und, kaum zu glauben, man bezahlt keinen Eintritt. Achtung, am Eingang gibt es seriöse Guides für Leute mit gesteigertem Interesse. Das ist OK. Es laufen aber auch etliche Leute durch den Park, die mit einigen spärlichen Infos ihre Rupien verdienen wollen. Das muss nicht sein.
24.10.2000: Strandtag: Villas Point aux Roches
NA ALSO: Mittlerweile ist auch im Süden stabil schönes Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein weht allerdings ein kräftiger Wind. Am Strand der Anlage kann man gut schwimmen und durch einige zwischengelagerte Klippen und Steine gibt es auch beim Schnorcheln jede Menge zu sehen. Nach dem Schwimmen ist natürlich ein Sonnenbad angesagt. ABER VORSICHT. Obwohl wir schon einige Tage auf der Insel waren und aufgrund unserer häufigen Reisen entsprechend gewarnt, fangen wir uns trotz hohem Sonnenschutz und kurzer Liegezeit einen ganz passablen Sonnenbrand ein. Der Wind ist sehr tückisch und machte uns schnell sorglos.
Mittags liegen wir dann also am Pool, jeder hat sich ein schattiges Plätzchen zum lesen gesucht. Herrlich. Der Blick aufs Meer. Ein kleiner Drink am Pool. Wir lassen es uns richtig gut gehen. Meine Reiselektüre: Sibirisches Tagebuch von Gerd Ruge. Krasser und schöner könnten die Gegensätze kaum sein.
25.10.2000: La Vanille Crocodile Park, Teefabrik Bois Cheri, Grand Bassin, River Gorges National Park, Chamaral Falls, Coloured Earth
Eigentlich wollten wir ja heute mit den Mountainbikes so ein bisschen durch die Gegend und in die Berge fahren. Losgefahren sind wir auch. Aber die Räder, die wir in der Anlage geliehen haben, waren leider nicht so ganz tauglich, so dass wir endgültig nach 5 km und einer gerissenen Kette die Aktion abbrechen mussten.
Tja, und was uns dann unser Taxi Chauffeur Rajendra bei der folgenden Rundreise für einen wirkliche günstigen Tarif gezeigt hat, entschädigte uns vollends für den etwas misslungenen Tagesauftakt.
Zuerst fuhren wir in das 15 km entfernte Rivière de Anguilles, zum La Vanille Crocodile Park. Der Park eines australischen Zoologen bietet neben Unmengen von kleinen und grossen Krokodilen und Kaimanen auch einen geführten Rundgang durch weitere Attraktionen aus Flora und Fauna. Affen, Schildkröten, Geckos, Leguane, Ochsenfrösche, Palmen aller Art und vieles mehr. Der wirklich kompetente Guide sorgte für 80 sehr kurzweilige Minuten. 100 Rupien pro Person waren hier gut angelegt.
Die Attraktionen folgen heute Schlag auf Schlag. Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen zu der bekannten Teefabrik Bois Cheri. Eine flotte Mauritianerin führt uns durch die gesamte Produktionsstätte. Da wir 100 Rupien Eintritt bezahlt haben, gehört zu der Führung auch eine Kostprobe in einer noblen Lodge oberhalb der Fabrik, die extra zu diesem Zweck gebaut worden ist. Bei Plätzchen und Gebäck kosten wir ausgiebig und erweisen uns anschliessend als gute Touris, denn wir kaufen auch gleich einige Packungen des Tees. (Besonders Cocos kann ich empfehlen).
Wir fahren Richtung Westen und gelangen nun bald zum Grand Bassin. Der See liegt in dem Krater eines erloschenen Vulkans. Durch die Vision eines hinduistischen Priesters um die Jahrhundertwende wurde der See zu einem wichtigen Ort für hinduistische Pilger. Mit der Zeit entstanden einige Hindutempel und Schreine an den Ufern des Grand Bassin. Jährlich 250000 Pilger finden im Jahr den Weg hierher. Nebenattraktion sind hier jede Menge freilaufender Affen, die den hier direkt angrenzenden Nationalpark Black River Gorges bevölkern.
Der Nationalpark beeindruckt durch seine enormen Waldbestände auf etwa 700 m Höhe. Wer Zeit und Musse hat, kann hier Tagelang auf gut ausgeschilderten Wegen in unberührter Natur wandern. Wir wollen aber weiter zu den Chamaral Falls.
Die 90 m hohen, spektakulären Wasserfälle ziehen geradezu magisch Busse, Taxis und Horden von Touris an. Das spektakulär in die Tiefe stürzende Wasser ist allerdings auch eine echte Attraktion. Auf einer wenig erfreulichen, aber dafür umso befahreneren Schotterpiste gelangen wir kurze Zeit später zu einem weiteren Highlight, den Coulored Earth.
Die Wissenschaft rätselt bis heute, wie die kuriosen Erdfarben an dieser Stelle entstanden sind. Ich finde, es sieht aus wie ein bunter, hügeliger Tennisplatz. Hier ist die Ansammlung von Touris fast noch grösser, da vor der Kulisse dieses Naturschauspiels auch noch ein indischer Schnulzenfilm abgedreht wird.
Obwohl die Zeit schon fortgeschritten ist, macht unser Taximann Rajendra von hier aus noch ein Schlenker über die Westküste, denn unterwegs finden sich noch einige prächtige Photo „Viewpoints“.
Nach 8 Stunden haben wir einen harten, aber ausgesprochen interessanten „Arbeitstag“ hinter uns gebracht.
26.10.2000: Strandtag/ Feiertag „Divali“
Wir gammeln uns in aller Ruhe durch einen herrlichen Sonnentag und können verfolgen, wie sich in der Anlage das gesamte Personal mit besonderer Sorgfalt auf das abendliche Buffet anlässlich des Hindufeiertages „Divali“ vorbereitet. Lichterfest würden wir vielleicht übersetzen und so ist jeder Ort und jedes Haus auf der Insel mit tausenden von Lichtern umgeben. Abends ist in unserer Anlage ein phantastisch dekoriertes indisches Buffet aufgebaut. Geschmeckt hat es übrigens absolut genial, wie übrigens durchweg in Villas Pointe aux Roches.
27.10.2000: Belle Mare, Ile aux Cerfs, Mahebourg
Auf Mauritius rückt der Sommer näher und so wird es von Tag zu Tag wärmer. Vom Osten der Insel haben wir bislang noch gar nichts gesehen. Also brechen wir mit unserem Taxi Mann Rajendra zu unserer vorläufig letzten Taxi Tour auf. Wir fahren zunächst ins Hochland, von dort bis in den Nordosten nach Post de Flacq. Hier finden wir den “ schwimmenden“ Tempel Kashinath Mandir, unser erstes Ziel für heute. Der Hindu Tempel wurde auf der Mini-Insel Ile aux Goyavièrs errichtet und ist bei Ebbe durch eine Deichstraße mit dem Festland verbunden. Wir schaffen es aber auch bei Flut über die „Klippen“ des Deiches trockenen Fusses zu gelangen.
Mittlerweile haben wir einige Tempel gesehen und so richtet sich unser Augenmerk schnell auf eine andere Attraktion, die man von hier sehr gut erahnen kann. Es ist der Blick auf die Küste zum mehrfach ausgezeichnetem „besten Hotel der Welt“, dem St. Geran. Man sieht den Palmenstrand des Hotels und erkennt seine phantastische Lage mit exzellenten Wassersportmöglichkeiten. Die Promis der Welt geben sich hier die Klinke in die Hand. Wir staunen nur. Am Meer entlang fahren wir nach Süden und erreichen bald den u.E. schönsten Strandabschnitt unserer Mauritius Tour, Belle Mare. Durch Kasuarinenhaine hindurch erhaschen wir schon vom Auto aus bilderbuchmässige Einblicke auf einen wunderschönen Sandstrand. Durch die fehlende Anbindung dieses Strandes an öffentliche Verkehrsmittel finden sich hier kaum Touris, was den Ort besonders attraktiv macht. Nach einem kurzen „Geniesserstopp“ fahren wir weiter die Küste entlang und erreichen Trou d`Eau Douce. Den in Reiseführern gelegentlich beschriebenen Charme eines Mittelmeerhafens können wir nicht erkennen. Wir sind nur froh, schnell unser kleines Boot zu finden, dass uns für 100 Rupien zur Ile aux Cerfs schippert.
Was haben wir nicht alles über diese Trauminsel gelesen. Das weisseste weiss aller Strände, das blaueste Meer von allen, usw. Die 20 minütige Überfahrt führt uns vorbei an der Ilot Mangenie, einer unbewohnten Insel, die ausschliesslich Gästen des noblen Hotels Le Tousserek vorbehalten ist.
Die Ile aux Cerfs ist eine reine Touri Insel. Ein junger Einheimischer erzählt uns bei der Überfahrt , dass jetzt ca. 500 Menschen hier sind, in der Hochsaison 2 Monate später mögen es wohl dreimal so viele sein. Uns reichen die 500 aber absolut. Teure Restaurants , Souvenirshops und jede Menge Leute, die sich für besonders schön oder wichtig halten. Wir verziehen uns an ein einigermassen ruhiges Plätzchen, schwimmen und geniessen das herrliche Wetter. Nach 1, 5 Stunden sind wir heilfroh, dass wir das Gewimmel wieder verlassen können. Ausser einigen netten Photoperspektiven konnte uns nicht so ganz viel auf dieser Insel begeistern. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Auf unserem Weg Richtung Süden fahren wir nun durch einige Küstenpassagen mit Hügeln im Hintergrund, die uns mehr an Radtouren entlang des Tegernsees erinnern als an Mauritius. Da es hier keine Strände gibt, sind hier die Einheimischen in allen Orten unter sich. Witzig finden wir die Namen von zweien dieser Orte: „Deux Frères“( Zwei Brüder) und direkt nebenan „Quatre Soeurs“ ( 4 Schwestern). Die Gelehrten streiten sich, wie es zu dieser Namensgebung kam. Sei´s drum.
Es ist schon relativ spät geworden als wir Mahebourg erreichen. So reicht es in der kleinen quirligen Stadt nur für einige wirklich schöne Photoperspektiven. In der Anlage zurück lautet unser Fazit vom Osten: Sehr viele schöne und interessante Bilder bzw. Photos mit z. Teil ungewohnten Mauritius Perspektiven. Die Ile aux Cerfs jedenfalls, und damit hängen wir uns mal weit aus dem Fenster, mag ja ganz nett sein, wenn nicht die Scharen von Menschen dort rumlaufen würden.
28.10.2000: Ruhetag
Zum Ende unserer Reise hin wird es immer wärmer und so werden die Ruhepausen, die wir einlegen, grösser. Wir sind fast pausenlos im Meer und beim Schnorcheln gibt es von Tag zu Tag mehr zu sehen. Das Wasser wird auch immer wärmer.
Mein Sibirienbuch hab ich nun durch. Also das nächste aus dem Koffer geholt. Der Titel: Terra incognita. Reisen in die Antarktis.
29.10.2000: Curepipe/ Quatre Bornes ( Shopping Tour)
Bleibt noch das Hochland. Zwar sind wir schon einige Male an den Rändern mit dem Bus hergefahren, aber zentral angesteuert haben wir es noch nicht. Mit dem Bus fahren wir wie gewohnt von Rivière de Galets über Britannia und Nouvelle France in das 550 m hoch gelegene Curepipe. Wir haben Glück mit dem Wetter, denn in Curepipe regnet es normalerweise fast so häufig wie bei uns in Ostwestfalen. Curepipe ist eine Stadt zum leben und arbeiten. Besondere Attraktionen mag es vereinzelt geben, wir beschränken uns aber darauf, hier umzusteigen und nach Quatre Bornes weiterzufahren. Es ist Sonntag. Die Busse sind voll. Die Fahrt dauert insgesamt fast zwei Stunden und ist doch etwas mühselig.
Quatre Bornes ist noch etwas hässlicher als Curepipe, aber wir sind hier ohnehin nur zum shoppen hingefahren. Der Tipp in einigen Reiseführern, hier Sonntags vormittags hinzufahren, war wirklich gut. Der riesige Textil Markt ist wirklich was für „Schnäppchenjäger“. T-Shirts in Top Qualität , die wir in Port Louis , Mahebourg oder sonst wo für 250 Rupien gesehen haben, bekommen wir hier für weniger als die Hälfte, also für weniger als 10 DM. Am Ende haben wir ausserdem Badetücher und Strandumhänge in unseren Taschen, ebenfalls zu sehr günstigen Preisen. Auf der Rückfahrt ist der Bus gottseidank nicht mehr so voll und wir sind nach geschlagenen sieben Stunden vom Shoppen zurück in unserer Anlage. Aber noch mal. Es hat sich gelohnt.
30.10./ 31.10.2000 Ausklang/Fazit/ Ende
Das Wetter ist phantastisch. Leichter Wind. Angenehme 25 Grad. Das Wasser im Meer dürfte etwas kühler sein. Jetzt lassen wir endgültig nur noch die Seele bzw. die Beine im Meer baumeln. Wir haben selbstverständlich nicht alles von Mauritius gesehen, aber immerhin etliche phantastische Eindrücke gewinnen können.
Fazit: Wir sind echt begeistert. Mauritius ist eine wunderschöne Insel. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und liebenswert. Im Gegensatz zu den “ Hollywoodmässig“ perfekten Seychellen haben wir hier mehr „echtes“ Leben einfangen können. Ganz besonders beeindruckt hat uns das offensichtlich friedliche Miteinander der unterschiedlichen Kulturen und Religionen.
Besonders gefallen hat uns auch das Personal und Management in unserer Anlage Villas Pointe aux Roches. Wer nach Mauritius nicht nur zum repräsentieren und Golfspielen reist, ist in dieser lockeren und ungezwungenen Bungalowanlage im touristisch völlig unterentwickelten Süden goldrichtig aufgehoben. Ein grosses Lob auch an die Küche. Es hat prima geschmeckt, ganz gleich ob kreolisch, chinesisch oder indisch.
Autor leider unbekannt